Der Schatz auf dem Dietrichstein
Der Dietrichstein ist ein Burgstall (abgegangene Burg) der Bamberger Ministerialien nordöstlich von Lützelsdorf, letzte Erwähnung 1355
Der Schatz auf dem Dietrichstein
Es stand im Trubachtale
ob Lützel ein Schloß,
das seine spitzen Türme
hoch in die Lüfte schoß.
Die Burg ist längst zerfallen.
Hoch ragt der Felsen nur,
und von vergangener Größe
zeugt eine Mauer Spur.
Dort in dem Keller ruhet
von schwerem Gold ein Schrein;
ist mancher nimmer kommen,
der wagte sich hinein.
Tät er den Deckel heben
und schaut die Wunderpracht,
wird seine Hand ihm starre,
das Auge schwarz wie Nacht.
Ihn drückts mit festem Griffe
und zieht und zerrt und streckt,
bis er im Kasten drinnen -
drauf sich der Deckel deckt.
Den mochte keiner rühren,
ward schwer wie Berg und Blei.
Da war´s mit seinem Leben
und schnöder Lust vorbei.
Davon hörte einst ein Ritter,
des Herz so hart wie Stein;
nichts wollt ihm süßer klingen
als armer Waisen Schrei`n.
Auf einem Sack voll Taler
legt er sein Knochenhaus;
war leicht er eingeschlummert,
weckt ihn die kleinste Maus.
Zur mitternächtigen Stunde
schleicht er den Berg hinan;
für blanke Golddukaten
gibt er sein Leben dran.
Schon öffnet sich der Kasten,
schon blinkt die Wunderpracht,
die Hand wird ihm nicht starre,
das Aug` nicht schwarz wie Nacht.
Er langt schon nach dem Schatze,
er stopft die Taschen voll.
Hatt` nie so leichtes Schaffen!
Der Mut ihm höher schwoll.
Als Rock- und Manteltaschen
sich bauschten kugelrund,
steckt er sich voll die Haare
und nimmt sich voll den Mund.
Und füllt die hohen Stiefel
und dreht die Strümpfe weit;
dass er den Sack vergessen,
ihn bis zum Weinen reut.
Darauf er zum Geh`n sich schicket,
und murmelnd spricht er leis:
"Nun mag der Teufel kommen!"
Da wird`s ihm schaurig heiß.
Er kommt nicht von der Stelle,
es brennt wie heißer Sand
in Stiefel, Mund und Haaren;
das Gold wird Feuerbrand.
Er will es von sich schleudern,
Das frißt bis auf´s Gebein,
das immer neu sich bildet
zu neuer Höllenpein.
Da ruft er nach dem Tode.
Er wird nicht sein Gewinn.
So muss er ewig büßen
den frevelhaften Sinn.
Kann nur Erlösung finden,
wird je einmal gehört
dass sich ein geiz`ger Alter
zum Schenken hat bekehrt.
Das ist seit tausend Jahren
nie einmal noch gescheh`n.
Weiß nicht, ob sich`s wird ändern,
solang` die Welt mag steh`n.